
Maja Günther, geboren am 19.05.1937 in Moskau – verstorben am 22.02.2025 in Leipzig.
In ihrem 88. Lebensjahr hat uns Maja Günther für immer verlassen. Sie hat wie kaum jemand anderes aus unserem Kreis die Zeit der Hoffnungen, Grausamkeiten und Visionen des 20. Jahrhunderts durchlebt.
Maja, geboren als Maja Dolores Rosenthal am 19.05.1937 in Moskau ist die zweite Tochter von Margaritha Rosenthal, geb. Frank (20.12.1911- 16.09.1983), und Leo Rosenthal (02.02.1908 – 16.08.1938), beide jüdischer Herkunft und deutsche kommunistische Widerstandskämpfer. Der zweite Vorname „Dolores“ zeugt von der Verehrung der Mutter für die spanische Kommunistin Dolores Ibárruri – Ihr wird der Ausruf „¡No pasarán!“ zugeschrieben.
Majas Eltern fliehen vor politischer Verfolgung in Nazideutschland, um dann doch in die Mühlen des stalinschen Terrors zu geraten. 1938 wird der Vater verhaftet. Nie wieder gibt es ein Lebenszeichen von ihm.
Die Mutter und die beiden Mädchen werden weit voneinander getrennt untergebracht, ohne etwas voneinander zu wissen. Maja verlebt die ersten Lebensjahre in einem Kinderheim im Gebiet Sverdlovsk, gut und sicher versorgt, als Gleiche unter Gleichen. Und ganz selbstverständlich sind die Deutschen, die ihre Heimat, die Sowjetunion, überfallen haben, alle Faschisten. In zwei Schuljahren lernt sie Lesen, Schreiben und Rechnen und sie trägt stolz ihr rotes Halstuch.
Und dann geht es 1945 zurück nach Berlin, in das Land der Faschisten! Und das soll ihre Heimat sein? Später ist sie dabei, beim Aufbau eines neuen, antifaschistischen Deutschlands. Ihre Kenntnis der russischen Sprache und Kultur prägen ihr Berufsleben als Dolmetscherin und Übersetzerin.
Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern unseres Vereins im Jahr 1993, dort stets engagiert und immer zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wurde. Auch wenn es in den letzten Jahren schon etwas beschwerlich war, berichtete Maja gern jungen Menschen aus ihrem Leben. Bis zuletzt mit blitzenden Augen und flotter Zunge, konnte sie schnell Mittelpunkt in einer Gesprächsrunde sein.
Maja ist zeitlebens ihrer linken, antifaschistischen Grundhaltung treu geblieben – hier konnte sie, auch wenn sie sonst stets ausgleichend und kompromissbereit war, unnachgiebig sein.
Wir sind dankbar, dass sie über viele Jahre ihre Erfahrungen mit uns geteilt hat und werden ihr Lachen immer in Erinnerung behalten.