Der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen am 1.9.1939 bildete den Auftakt des Zweiten Weltkriegs, der sich mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die UdSSR am 22.6.1941 zu einem historisch beispiellosen Vernichtungskrieg radikalisierte.
Mit seinem Film „Komm und sieh“ gelang es dem in Stalingrad geborenen russischen Regisseur Elem Klimow, sich der entgrenzten Gewalt dieses Krieges aus der Perspektive eines jugendlichen Protagonisten zu nähern. Der Film zeigt in schonungslosen Bildern die zunehmende Traumatisierung des Jungen Fljora, der zwischen Partisanenkrieg und der Vernichtung ganzer Dörfer im Weißrussland des Jahres 1943 jeden Halt verliert.
Der Film ist angelehnt an die Vernichtung des Dorfes Chatyn, dessen gesamte Bevölkerung am 22.3.1943 vom „Schutzmannschaftsbataillon 118“ und dem SS-„Sonderbataillon Dirlewanger“ grausam ermordet wurde.
Klimows verstörendes Meisterwerk, das schockartige Horrorbilder mit einer kunstvollen allegorischen Filmsprache verwebt, entstand in enger Zusammenarbeit mit Ales Adamowitsch. Der weißrussische Schriftsteller schrieb auf der Grundlage seines Romans „Stätten des Schweigens“, in die er eigene Partisanenerfahrungen eingehen ließ, sowie zahlreicher Gespräche mit Überlebenden das Drehbuch.
Erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit den Zensurbehörden konnte Elem Klimows letzter Film realisiert werden. Er kam 1985 auf die Leinwand. 2017 erlebte er, als einer der erschütterndsten Antikriegsfilme der Kinogeschichte, seine Wiederveröffentlichung in einer preisgekrönten restaurierten Fassung.
Die „Kinobar Prager Frühling“ zeigt diese neue Fassung am Mittwoch, 1.9.2021, um 19 Uhr (137 min., OmU). In der Einführung von Sebastian Paul (Leipzig) wird vor allem auf den historischen Hintergrund des Films und seine erinnerungskulturelle Bedeutung eingegangen.