Nachruf Gerda Groß

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Leipzig e.V. (VVN-BdA) gibt voller Trauer bekannt, dass das langjährige Mitglied des Stadtvorstandes, die aktive Antifaschistin

Gerda Groß am 5. Dezember 2021 im Alter von 90 Jahren

verstorben ist.

Gerda wurde am 15.Januar 1931 in Nordböhmen, dem Sudentenland, geboren. Ihre kommunistische Familie war im aktiven Widerstand gegen die Nazidiktatur und emigrierte wegen der Verfolgung durch den faschistischen Staat in die Sowjetunion. Sie sagte selbst einmal, sie sei in dieses Leben hineingewachsen, dass immer die Gefahr bestand, vom politischen Widersacher „erwischt“ zu werden. In der Sowjetunion brachten sich die Eltern nach ihren Möglichkeiten weiter in den antifaschistischen Widerstand ein, die Kinder gingen zur Schule. Die längste Zeit ihrer Kindheit und Jugend verbrachte Gerda im Kindergarten und Schule in Tscheljabinsk am Ural. Dort arbeitete der Vater zuerst auch als Dreher im Traktorenwerk. Doch ihr Vater meldete sich nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion freiwillig zur „Roten Armee“ und ließ sich für Widerstandsaktionen in Nazideutschland ausbilden. Unter fremdem Namen war er dort im gefahrvollen Einsatz. Durch Verrat geriet er in die Fänge der Gestapo und wurde im Januar 1945 unter unbekanntem Namen in Dresden hingerichtet.

Geprägt durch diese Erfahrungen setzte Gerda, die nach dem Krieg mit ihrer Familie über Prag in den Ostteil Deutschlands zurückkehrte, alle ihre Kräfte dafür ein, dass sich eine friedliebende Gesellschaft entwickeln konnte. Ihre Sprachkenntnisse in Russisch und Tschechisch konnte sie dabei sehr gut nutzen. Im gesamten weiteren Berufsleben waren diese gefragt, wenn z.B. ausländische Delegationen oder geflüchtete Menschen zu betreuen waren.

Selbstverständlich war Gerda aktiv in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und deren Nachfolgeorganisationen in der DDR. Auch nach 1990 fand sie sich sofort wieder im neu gegründeten Interessenverband der Verfolgten des Naziregimes (IVVdN) und im heutigen VVN-BdA. Viele Jahre bekleidete sie im Stadtverband Leipzig das Amt der Schatzmeisterin.

Gerne gab sie Auskunft zu ihrem Leben und stand 2014 aktiv für das Zeitzeugenprojekt „Woran Sie sich erinnern“ mit ihrem reichen Erfahrungsschatz zur Verfügung.

In den letzten Jahren lebte sie zurückgezogen, schwere Krankheiten und schmerzliche Verluste in ihrer Familie musste sie verkraften. Bis zuletzt war sie aber an den Entwicklungen interessiert und stand für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Gerda bleibt bei uns älteren Mitgliedern in lebendiger Erinnerung, den jungen Mitgliedern werden wir ihr Leben als Vermächtnis nahebringen.

Wir verlieren eine gute Freundin und Vorbild im Kampf für die Bewahrung und Ausprägung antifaschistischer Ideale. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten und in Ihrem Sinne weiterarbeiten.

Unser Mitgefühl gilt ihrer Familien und allen Angehörigen.

Vorstand des VNN-BdA Leipzig e.V.                                                       Dezember 2021