„Ich konnte den Gefangenen nur von hinten sehen. In dem Augenblick, wo der Gefangene das Spalier der vier angeführten SS-Leute passiert hatte und den Gang des Krematoriums betrat, fielen hinter ihm vom Hof her drei Schüsse. Hierauf begaben sich die draußen gestandenen SS-Leute und die zwei Zivilisten in das Krematorium und schlossen die Tür hinter sich. Etwa drei Minuten später fiel im Krematorium ein vierter Schuss. Offensichtlich war es der übliche Fangschuss.“
Mit diesen dürren Worten beschrieb der zum Leichenträger-Kommando gehörende Buchenwald-Häftling Marian Zgoda die von Hitler persönlich angeordnete Hinrichtung des KPD-Führers Ernst Thälmann in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1944. Das blutige Ende einer sehr besonderen deutschen Karriere: Anfangs der steile Aufstieg des am 16. April 1886 in Hamburg geborenen Ernst Thälmann, der sich, aus einfachsten Verhältnissen kommend, als ungelernter Hilfsarbeiter durchschlug und als Gefreiter im Ersten Weltkrieg seinen Wehrdienst ableistete.
Ernst Thälmann (1886–1944) war seit März 1919 Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) in Hamburg und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Von 1925 bis 1933 war er Mitglied des Deutschen Reichstags und Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die sich unter seiner Führung zu einer Massenpartei entwickelte. Von 1929 bis zu seiner Festnahme am 3. März 1933 lebte Thälmann mit seiner Familie in der Tarpenbekstraße 66 in Hamburg.
Nach seiner Verhaftung als politischer Gegner des NS-Regimes war er fast elfeinhalb Jahre inhaftiert, bevor am 18. August 1944 auf persönlichen Befehl Hitlers der Arbeiterführer, Revolutionär, Kommunist und Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Ernst Thälmann, im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald bei Weimar in Thüringen von den Faschisten ermordet wurde. Heute erinnern eine Gedenkstätte und zwei Stolpersteine an den umstrittenen Politiker.