Wir trauern um Lore Welz!

Du liebe Zeit
Da habe ich einen gehört wie er seufzte: „Du liebe Zeit!“
Was heißt da „Du liebe Zeit?“
„Du unliebe Zeit“, muss es heißen
„Du ungeliebte Zeit!“
Von dieser Unzeit, in der wir leben müssen. Und doch: sie ist unsere Zeit, unsere einzige Zeit, unsere Lebenszeit.
Und wenn wir das Leben lieben, können wir nicht ganz lieblos gegen diese, unsere Zeit sein.
Wir müssen sie ja nicht genau so lassen, wie sie uns traf.

Erich Fried


Nachruf

Am 28.12.2022 verstarb unser langjähriges und ältestes Mitglied, Lore Welz, kurz vor ihrem 101. Geburtstag

Diese Worte von Erich Fried hat sie für sich als wichtig angesehen. Immer hat sie die Zeit nicht so genommen, wie sie ist, sondern hat für sich entschieden, etwas zur Veränderung beizutragen.

Seit der Gründung des Bundes der Antifaschisten 1993 in Leipzig war sie aktiv und hat sich stets in die verschiedenen Projekte eingebracht. Informationsstände, Demonstrationen, Lesungen in der Bibliothek oder Sommerfeste waren ohne sie nicht denkbar. Ihre Lebenserfahrungen, ihre Literaturhinweise, Leseanregungen, die Buchgeschenke an die Bibliothek, politisch aktuell gestaltete Karten und die interessanten Gespräche über “Gott und die Welt“ haben viele Mitglieder angeregt und das Vereinsleben bereichert.

Immer und überall hat sie sich für eine Welt im Frieden und für Völkerverständigung eingesetzt, denn ihre Erfahrungen als eine aus der „Kriegsgeneration“ und als Krankenschwester ließen nur dies zu:

„Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“

Wir danken, dass wir viele Jahre mit ihr gestalten konnten in unserem Verein und werden Ihr Andenken in Ehren halten.

Unser Mitgefühl in dieser schweren Zeit gilt ihren Kindern und Enkeln.

Vorstand des VVN-BdA Leipzig

Die Toten mahnen uns!

Heute fand das Gedenken an die Leipziger Widerstandsgruppe „Schumann-Engert-Kresse“ statt, deren Mitglieder am 11. und 12. Januar 1945 in Dresden ermordet wurden.

Wir als VVN-BdA legten mit anderen Kränze und rote Nelken im Gedenken auf dem Ehrenhain des Leipziger Südfriedhofs nieder.

Vielen Dank für euer zahlreiches Kommen!😌

Gedenken auf dem Südfriedhof am 78. Jahrestag der Ermordung der Mitglieder der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe 2023

An einer Hauswand Wolfgang-Heinze-Straße / Mathildenstrasse in Connewitz findet sich diese Form des dezentralen Gedenkens an Mitglieder der „Schumann-Engert-Kresse- Gruppe“, welche am 11. und 12.01.1945 als Widerstandskämpfer:innen gegen den Nationalsozialismus hingerichtet wurden. Auch Wolfgang Heinze, der als Buchhalter der Köllmann-Werke dafür sorgte, dass Zwangsarbeiter:innen bessere Unterbringung und mehr Nahrung bekamen als von der Verwaltung vorgesehen, wurde am 12.01.1945 hingerichtet.

Wir laden euch hiermit ein zum zentralen Gedenken an die Antifaschistischen Widerstandskämpfer:innen. Kommt am 14.01.2023 11.00 Uhr auf dem Südfriedhof.

Oury Jalloh das war Mord! – Break the Silence

Am 07.01.2023 ist es 18 Jahre her, dass Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau ermordet wurde.

Obwohl er an die Matratze gefesselt war, soll er sich selbst in seiner Zelle angezündet haben.
Seine Mörder – die Dessauer Cops – wurden bis heute nicht belangt.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Gutachten, unter anderem einsetzen, das belegt, dass er sich – entgegen der Darstellungen der Justiz – nicht selbst angezündet haben kann.

Es ist traurig, dass überhaupt solche Gutachten nötig sind. Und es macht uns verdammt wütend, dass trotzdem nichts passiert!

Anreise aus Leipzig:
12:40 Uhr | Gleis 10

Fahrt mit uns am 07.01. nach Dessau und tragt eure Wut auf die Straße!

Das Transitghetto Bełżyce in der “Aktion Reinhardt”

In unserer Reihe „Vernichtungskrieg im Osten“ wird am kommenden Freitag, 4.11. um 19 Uhr die Veranstaltung

Das Transitghetto Bełżyce in der “Aktion Reinhardt”
im Stadtteilladen Lixer e.V., Pörstener Straße 9, 04229 Leipzig stattfinden.

Die Veranstaltung wird zudem live gestreamt – hier geht es zum Link: https://www.youtube.com/watch?v=pSamLrO1cUw

Eine Veranstaltung der VVN-BdA Leipzig und der RLS Sachsen
Mit Steffen Hänschen (Historiker, Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.)
Die große Mehrheit der Juden und Jüdinnen, die Ende 1941 noch auf dem Gebiet des Deutschen Reichs lebten, wurde 1942 “nach Osten” deportiert und ermordet. Auch aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, der Slowakei und Luxemburg verschleppten die Nationalsozialisten weite Teile der jüdischen Bevölkerung in die Ghettos und Lager im besetzten Polen. Ein Hauptziel war der Distrikt Lublin, wo die Deportierten nicht sofort getötet, sondern zunächst auf Transitghettos verteilt wurden. Eines davon war das Ghetto Bełżyce.

Am 10. Mai 1942 verließ ein Deportationstransport mit 1002 Jüdinnen und Juden die Stadt Leipzig. Am 12. Mai erreichte der Transport die Stadt Bełżyce. 1942 begannen die “Aussiedlungen” in die Mordlager der “Aktion Reinhardt”: nach Bełżec, Sobibór und Treblinka. Die große Verschleppung von 2500 Jüdinnen und Juden aus Bełżyce fand am 13. Oktober wahrscheinlich in das Mordlager Sobibór statt. Andere kamen in Arbeitslager der Region. Die letzte kleine Gruppe jüdischer Bewohner*innen wurde schließlich im April 1943 auf dem jüdischen Friedhof erschossen.

Im Zentrum des Vortrags stehen die Deportationen nach Bełżyce und das Geschehen am Ort. Dr. Steffen Hänschen engagiert sich im Rahmen seiner Tätigkeit im Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. in der Lubliner Region.
Hinweis zum Infektionsschutz
Für unsere Veranstaltungen gilt Folgendes: Zum Schutz aller bitten wir, sich vor der Veranstaltung zu testen und vor Ort eine Maske zu tragen. Bleiben Sie bitte zu Hause, wenn sie Erkältungssymptome haben oder sich unwohl fühlen.

Der Krieg der Erinnerungen – Das östliche Europa und der Zweite Weltkrieg

Reihe: Vernichtungskrieg im Osten

Veranstaltungsort

Neues Schauspiel Leipzig
Lützner Straße 29
04177 Leipzig

14.09.2022, 19:00 – 21:00 Uhr

Eine Veranstaltung der VVN-BdA Leipzig, der Naturfreundejugend Leipzig und der RLS Sachsen.

Mit Katja Makhotina (Historikerin, Bonn) und Vera Dubina (Historikerin, Moskau)

Am 1. September jährt sich der deutsche Überfall auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkrieges zum 83. Mal. Insbesondere in den postsowjetischen Staaten hat die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg bis heute eine zentrale und nicht minder umkämpfte Bedeutung. Welche Rolle spielt die Erinnerung im heutigen Russland? Welche Bedeutung hat die Kriegserinnerung, in der unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Ukraine? Und wie ist die erinnerungspolitische Lage in den baltischen Staaten und Belarus? Einen Einblick in dieses umkämpfte Feld des Gedenkens wird Ekaterina Makhotina geben. Im anschließenden Podiumsgespräch  werden wir die Erinnerungsarbeit von Memorial vorstellen und auf die praktischen Auswirkungen staatlicher Geschichtspolitik an diesem Beispiel eingehen.

Solidarität mit Geflüchteten!

Brandanschlag gegen Geflüchtetenunterkunft in der Liliensteinstraße

In der Nacht zum 27. August wurde in Leipzig-Grünau auf eine Geflüchtetenunterkunft ein Brandanschlag verübt. Laut Angaben Polizei wurden mehrere Brandsätze geworfen, die schnell gelöscht werden konnten. Die Polizei schließt einen politischen Hintergrund nicht aus.

Der Brandanschlag zeigt, dass der Hass gegen Geflüchtete in Sachsen Realität ist und die Täter*innen nicht davor zurückschrecken, Menschen zu töten. Klar ist auch, dass der verbreitete Rassismus in der Gesellschaft diese Taten erst ermöglicht.

Antifaschist*innen haben in den letzten Monaten eine zunehmende Gewaltbereitschaft im Stadtteil wahrgenommen. Und auch der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt, jähren sich in diesen Tagen die rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen zum 30. Mal. Die Unterkunft in der Liliensteinstraße wurde Anfang der 1990er Jahre ebenso wiederholt von Neonazis angegriffen.

Dieser Brandanschlag muss deswegen auch als Zeichen verstanden werden, dass rassistische Gewalt zu jeder Zeit und an jedem Ort in Sachsen möglich ist. Wer jetzt noch von „Alarmzeichen“ spricht, verharmlost die Raumnahme und Selbstsicherheit faschistischer Strukturen, die vor tödlicher Gewalt nicht zurückschrecken. Es muss endlich konsequent gegen Rassismus, rechte Organisierung und rassistische Gewalt vorgegangen werden!

Unsere Solidarität gilt den 180 Bewohner*innen der Unterkunft.

Wir fordern eine sichere Zukunft für alle Geflüchteten!

Wir rufen alle Antifaschist*innen auf, gemeinsam nach Leipzig-Grünau zu fahren, sich solidarisch zu zeigen und den Nazis nicht die Straße zu überlassen.

Beteiligt euch an der Kundgebung von Leipzig nimmt Platz! Treffpunkt ist die S-Bahn-Haltestelle Allee-Center (Brückenende) am Montag, 29. August um 18:45 Uhr.

 

Gemeinsame Anreise: S1, 18:13 Uhr, Leipzig Hbf (tief)

Einladung zum Gedenken für die Opfer der faschistischen Militärjustiz auf dem Ostfriedhof

Wir möchten euch einladen, mit uns gemeinsam zum Weltfriedenstag am

Donnerstag, den 1. September 2022, um 17 Uhr,

am Gedenkstein für die Opfer der faschistischen Militärjustiz auf dem Ostfriedhof Blumen niederzulegen und zu gedenken. Wir freuen uns über euer kommen!

In Leipzig wird mit einem Denkmal der Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz gedacht. Es befindet sich auf dem Ostfriedhof, auf dem abseits aller anderen Gräber 26 hingerichtete Wehrmachtsdeserteure begraben liegen. Es handelt sich hier überwiegend um Zivilisten, die durch die NS-Militärjustiz verurteilt wurden. Bereits 1946 wurden schlichte Holzkreuze aufgestellt, um dieser Getöteten zu gedenken. Danach gerieten die Gräber in Vergessenheit und verrotteten. 1998 wurde auf Initiative verschiedener Gruppen, wie dem Komitee für Gerechtigkeit, dem Friedenszentrum und dem Bund der Antifaschisten, ein Gedenkstein aufgestellt wurde.

Die Hinrichtungen fanden überwiegend im Hallenser Zuchthaus „Roter Ochse“ statt. Einen Teil der Verurteilungen vollstreckte man auch auf dem Schießplatz Bienitz am Rande der Stadt. Bisher konnten 78 hingerichtete Soldaten namentlich ermittelt werden. Als Treibstoffmangel den Gefangentransport erschwerte fanden Hinrichtungen zudem in der heutigen Olbricht-Kaserne statt.

Inzwischen ist das Denkmal auf dem Ostfriedhof fest in das städtische Gedenken zum Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus integriert. Die Stadt selber hat 2001 auch auf dem Erschießungsplatz, dem ehemaligen Militärschießplatz Bienitz, einen Gedenkstein mit der Inschrift:

Zur Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz die in den Jahren von 1940 bis 1944 auf dem ehemaligen Militärschießplatz Bienitz wegen Fahnenflucht, Wehrkraftzersetzung oder Selbstverstümmelung hingerichtet worden sind

aufstellen lassen.

6 hingerichtete Soldaten auf dem Ostfriedhof sind identifiziert:

Fritz Pfotenhauer, geb. 6.7.1918, erschossen 17.11.1939
Friederich Münnich, geb. 14.7.1915, Freitod 4.3.1940
Hermann Wegener, 18.8.1915, erschossen 12.12.1941
Ernst Müller, geb. 4.4.1913, erschossen 12.3.1940
Heinrich Böwes, geb. 7.12.1918, erschossen 28.8.1940
Johannes Lewandowski, geb. 28.12.1908, erschossen 6.1.1944

Quellen:
Bund der Antifaschisten e.V. Leipzig: Stätten des Gedenkens: Für Verfolgte und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und für antifaschistische Widerstandskämpfer in und um Leipzig, Schkeuditz 2006
Leipziger Geschichtsverein e.V.: Leipziger Denkmale Band 2, Beucha 2009