Nachruf Erich Köhn

17.07.1932 – 12.08.2020

Der verordnete Antifaschismus war ihm nicht genug

Die Leipziger Antifaschisten trauern um Erich Köhn (17.07.1932 – 12.08.2020)
Ein Urgestein des Leipziger VVN-Bundes der Antifaschisten hat uns kurz nach seinem 88. Geburtstag für immer verlassen.

Seit der Gründung unseres Leipziger VVN-BdA im Jahr 1993 war Erich Köhn an unserer Seite, mit seiner Überzeugung für eine Welt ohne Krieg und Faschismus und seinem Wissen als Historiker. Erich war der erste Sohn des 1944 zu Tode gekommenen Leipziger Widerstandskämpfers Erich Köhn, nach dem eine Straße in Lindenau benannt ist und für den ein Stolperstein vor dem Haus Georg-Schwarz-Straße 176 liegt. Wegen antifaschistischer Betätigung wurde sein Vater 1934 zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. „Hochverrat“ nannten das die Machthaber. Nach dieser Verurteilung kam Erich Köhn nicht wieder frei. Sein Leidensweg ging über Waldheim in das KZ Buchenwald, bis zum bitteren Ende.

Erich Köhn hat sich stets dafür eingesetzt, dass allen Opfern des Faschismus gedacht wird, zu Gedenkveranstaltungen, mit Stolpersteinen und Erläuterungstafeln an Straßenschildern. Viele dieser Vorhaben hat er finanziell getragen bzw. unterstützt. Für ihn war es außerordentlich wichtig zu betonen, dass sein Vater ein Kämpfer gegen den Faschismus gewesen sei. Der verharmlosende Begriff „Nationalsozialismus“ war für ihn zur Beschreibung der Leistung der Widerstandskämpfer nie akzeptabel. Solange es sein Gesundheitszustand erlaubte, nahm er an den Gedenkveranstaltungen zur Befreiung des KZ Buchenwald gemeinsam mit Familienangehörigen teil.

Seine Geradlinigkeit macht auch folgende Episode deutlich: Erich Köhn forschte am Institut für Gesellschaftswissenschaften in den 1960-er Jahren zum Leipziger Widerstand mit dem Ziel der Promotion. Die Ergebnisse seiner Arbeit gingen mit den damaligen Vorstellungen der SED nicht konform, weil er über den kommunistischen Widerstand hinaus weitere Kräfte in seine Untersuchungen einbezog. Deshalb wurde seine Promotion abgebrochen.

Bis ins hohe Alter war es Erich Köhn wichtig, die Leistung seiner Mutter Johanna herauszustellen. Die Frauen der Verhafteten haben nach seiner Ansicht die ganze Last getragen. Sie haben die Familien durchgebracht, teils mit spärlicher Fürsorge, teils mit harter Arbeit.

Im Geiste seines Vaters war für Erich gelebter Antifaschismus Herzenssache.
In vielen Fällen hat sein Wissen und sein umfangreiches Archiv Veranstaltungen bereichert.

Noch aus eigenem Erinnern als Kind konnte er bildhaft die Situation in Leipzig in den Apriltagen 1945 schildern. Aus Anlaß des 70. Jahrestages der Befreiung hat er in einem Vortrag, unterlegt mit vielen Dokumenten und persönlichen Eindrücken, die Rolle des Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) in Leipzig in den Apriltagen des Jahres 1945 herausgearbeitet.
Erich Köhn war uns ein wertvoller Mitkämpfer. So wird er uns in Erinnerung bleiben.

Heute vor 76 Jahren wurde Ernst Thälmann ermordet

„Ich konnte den Gefangenen nur von hinten sehen. In dem Augenblick, wo der Gefangene das Spalier der vier angeführten SS-Leute passiert hatte und den Gang des Krematoriums betrat, fielen hinter ihm vom Hof her drei Schüsse. Hierauf begaben sich die draußen gestandenen SS-Leute und die zwei Zivilisten in das Krematorium und schlossen die Tür hinter sich. Etwa drei Minuten später fiel im Krematorium ein vierter Schuss. Offensichtlich war es der übliche Fangschuss.“

Mit diesen dürren Worten beschrieb der zum Leichenträger-Kommando gehörende Buchenwald-Häftling Marian Zgoda die von Hitler persönlich angeordnete Hinrichtung des KPD-Führers Ernst Thälmann in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1944. Das blutige Ende einer sehr besonderen deutschen Karriere: Anfangs der steile Aufstieg des am 16. April 1886 in Hamburg geborenen Ernst Thälmann, der sich, aus einfachsten Verhältnissen kommend, als ungelernter Hilfsarbeiter durchschlug und als Gefreiter im Ersten Weltkrieg seinen Wehrdienst ableistete.

Ernst Thälmann (1886–1944) war seit März 1919 Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) in Hamburg und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Von 1925 bis 1933 war er Mitglied des Deutschen Reichstags und Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die sich unter seiner Führung zu einer Massenpartei entwickelte. Von 1929 bis zu seiner Festnahme am 3. März 1933 lebte Thälmann mit seiner Familie in der Tarpenbekstraße 66 in Hamburg.

Nach seiner Verhaftung als politischer Gegner des NS-Regimes war er fast elfeinhalb Jahre inhaftiert, bevor am 18. August 1944 auf persönlichen Befehl Hitlers der Arbeiterführer, Revolutionär, Kommunist und Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), Ernst Thälmann, im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald bei Weimar in Thüringen von den Faschisten ermordet wurde. Heute erinnern eine Gedenkstätte und zwei Stolpersteine an den umstrittenen Politiker.

 

Danke für eure Unterstützung bei der Putzaktion

Heute bedanken wir uns noch mal bei Allen, die uns am Freitag unterstützt haben bei unserer Putzaktion am Ehrenhain auf dem Leipziger Südfriedhof.
 
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Leipzig (VVN-BdA Leipzig) kümmert sich neben der Aufklärung über die Verbrechen der Faschisten in Leipzig, der Weiterbildung durch Gedenkstättenbesuche und Proteste gegen aktuelle faschistische Aktivitäten, um die Erhaltung der Gedenkstätten und die Pflege von Grabstätten von Widerstandskämpfern. Wir möchten so die Erinnerung bewahren, und das Gedenken weitertragen.
 
Darum „Lassen wir über die Geschichte kein Gras wachsen“ und reinigen die Grabstätten regelmäßig.
 
Mit antifaschistischem Gruß
 

Euer VVN-BdA Leipzig


Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma

Heute ist der Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma. Aber erinnern allein reicht nicht. Rassismus und Nationalismus müssen entschieden bekämpft werden.

An diesem Tag erinnern wir an die letzten 4.300 Sinti und Roma, die im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor 76 Jahren – trotz ihres erbitterten Widerstands – von der SS ermordet wurden. Erst vor fünf Jahren wurde der 2. August vom Europäischen Parlament als Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma anerkannt.

Dieser Tag ist Symbol für den Holocaust der Nazis an über 500.000 Sinti und Roma im besetzten Europa.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, hebt die Bedeutung des Gedenkens hervor:

„Wir gedenken dieser Opfer. Wir gedenken aller Opfer des Völkermords an den Sinti und Roma, und wir gedenken aller Opfer des Nationalsozialismus. Dieser Tag ist für Sinti und Roma in ganz Europa von großer Bedeutung. Das Gedenken an die Opfer des NS-Völkermords ist fester Teil unserer Identität geworden.“

Das Europäische Parlament hatte den 2. August vor fünf Jahren zum Europäischen Gedenktag erklärt und die EU-Mitgliedsstaaten sind nach wie vor aufgefordert, den 2. August in ihren Ländern zum Gedenktag an den Holocaust an Sinti und Roma zu erklären. Die Republik Polen hat als erster Staat in Europa den 2. August als Gedenktag anerkannt.

Europa sieht sich heute wieder einem neuen Nationalismus, Antiziganismus und Antisemitismus gegenüber. In der letzten Zeit wurden wir Zeugen zahlreicher rechtsterroristischen Mordanschläge in Deutschland und in anderen europäischen Ländern. Historisches Gedenken ist immer auch eine gelebte Verpflichtung für die Gegenwart und Zukunft. Wenn wir heute an die Verbrechen des Nationalsozialismus und den Holocaust erinnern, müssen wir gleichzeitig Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verteidigen.

Sinti und Roma sind seit über 700 Jahren in den Ländern Europas ansässig, sie sind Staatsbürger in ihren Heimatländern. Es waren die Nazis, die sie zuerst erfasst und ausgegrenzt, die ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannt, sie dann deportiert haben und sie schließlich vollständig ermorden wollten. Der Rassismus der Nazis mit seinem Kern eines extremen und radikalen Antisemitismus und Antiziganismus war das eigentliche Wesen des Dritten Reichs und dies kennzeichnet den Holocaust: ein Verbrechen an der Menschheit, ein in der Geschichte einmaliger Zivilisationsbruch.

Das 20. Jahrhundert war geprägt von zwei Weltkriegen und von zahlreichen Kriegen in nahezu allen Teilen der Welt. Jetzt, im 21. Jahrhundert, sind wir mit einer Situation konfrontiert, in der nicht nur die Demokratien sich gleichsam selbst aufgeben, in der rechtsstaatliche Prinzipien systematisch abgebaut werden und in der vor allen Dingen die unterschiedlichen Lager innerhalb unserer Gesellschaft kaum noch miteinander sprechen können oder wollen.

Dies zusammengenommen ist eine unhaltbare Situation, die wir nur durch eine gemeinsame Anstrengung überwinden können. Für Roma in Europa bedeutet diese Spaltung in vielen Gesellschaften der Staaten Europas eine besondere Gefahr. Gesellschaftliche Spannungen wurden und werden immer wieder auf Minderheiten abgeleitet und derzeit besteht wieder die Gefahr von Vertreibungen und von Pogromen an Roma.

Auschwitz ist das Gewissen der Wertegemeinschaft demokratischer Staaten. Wir alle dürfen nicht länger schweigen und verharmlosen, wir dürfen nicht wegschauen, wenn Rassismus sich kundtut, wenn Nationalismus sich gegen Europa, gegen unsere gemeinsamen demokratischen Werte richtet, wenn Nationalisten und rechte Organisationen unsere Demokratie und den Rechtsstaat beseitigen wollen. Jetzt sind die Regierungen Europas aufgefordert, endlich eindeutig und nachhaltig Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus zu ächten. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma begrüßt deshalb ausdrücklich die von der Bundesregierung berufene Unabhängige Kommission Antiziganismus, deren Aufgabe es ist, den Antiziganismus in Deutschland zu analysieren und Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung des Antiziganismus zu entwickeln.

Das ist die Verpflichtung, die uns auferlegt ist von den in Auschwitz-Birkenau und in den anderen Konzentrations- und Vernichtungslagern oder von den Einsatzgruppen der SS ermordeten Menschen. Ihr müssen wir uns gemeinsam in Europa stellen.

In diesem Sinne: Niemals Vergeben! Niemals Vergessen! Nie wieder!

Antifaschismus bleibt in Sachsen weiter gemeinnützig!

Auch in schlechten Zeiten gibt es mal gute Nachrichten. Unser Landesverband bekam heute nach über einem Jahr!!! den Freistellungsbescheid vom Dresdner Finanzamt, womit unsere Gemeinnützigkeit rückwirkend für die letzten Jahre anerkannt wurde. Antifaschismus bleibt somit in Sachsen erst einmal weiter gemeinnützig, was ein gutes Zeichen ist in Zeiten von Droh- / Todesbriefen gegenüber KameradInnen, Mandatsträgern und anderen, die sich stark engagieren im Kampf gegen Rechts für ein tolerantes, weltoffenes Land ohne Hass und Hetze! Jenen gilt unsere volle Solidarität!

Leider sieht das Berliner Finanzamt dies im Falle unserer Bundesvereinigung anders. Der Bundesregierung ist die Diffamierung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA​) wichtiger als ihre Informationspflicht gegenüber dem Bundestag. Dies muss man aus ihren Antworten auf eine umfangreiche Kleine Anfrage der Fraktion Die LINKE schließen (Drucksache 19/17233), mit der diese die Position der Bundesregierung zum Entzug der Gemeinnützigkeit des Verbandes erkunden wollte.

Der Verband wird de facto als ein größeres sicherheitspolitisches Problem eingestuft als Drohnenangriffe, bewaffnete Aktivitäten in der Ostukraine oder Waffentransporte in Kriegs- und Krisenregionen. Selbst bei diesen als Verschlusssache eingestuften Antworten war es Abgeordneten des Bundestages möglich, Unterlagen in der Geheimschutzstelle einzusehen.

Anders bei der VVN-BdA, denn – so Innen-Staatssekretär Günter Krings – Auskünfte könnten „negative Folgen für die künftige Arbeitsfähigkeit und Aufgabenerfüllung der Verfassungsschutzbehörden“ haben. Es könne so die Sicherheit der Bundesrepublik insgesamt beeinträchtigt werden. Selbst eine Beantwortung unter VS-Einstufung, die in der Geheimschutzstelle des Bundestages einsehbar wäre, müsse deshalb ausscheiden.

Welche Erkenntnisse die Bundesregierung zu angeblichen Verstößen der VVN-BdA gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung haben soll, bleibt offen. Wo sie nicht gleich jede Auskunft verweigert, erklärt sie sich für nicht für zuständig. Gleichzeitig bagatellisiert sie Vorfälle extrem rechter Gesinnung in den den Sicherheitsbehörden nach denen ebenfalls gefragt worden war.

Daher rufen wir zu Solidarität auf! #Antifaschismus muss gemeinnützig bleiben!

Werdet Mitglied bei uns:
https://vvn-bda.de/mitglied-werden/

Oder unterschreibt unsere Petion:
https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben

Putzaktion Ehrenhain, Südfriedhof Leipzig

Liebe Freude,

die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Leipzig (VVN-BdA Leipzig) braucht Unterstützung. Neben der Aufklärung über die Verbrechen der Faschisten in Leipzig, Weiterbildung durch Gedenkstättenbesuche und Proteste gegen aktuelle faschistische Aktivitäten kümmern wir uns um die Erhaltung der Gedenkstätten und die Pflege von Grabstätten von Widerstandskämpfern.

Der Leipziger Georg Schumann leistete nach der Machtübernahme der Faschisten illegal Widerstand. Dafür wurde er zu einer Zuchthausstrafe verurteilt und anschließend in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Sachsenhausen gefangen gehalten. Nach seiner Entlassung baute er mit Otto Engert und Kurt Kresse in Leipzig eine der größten Widerstandsgruppen auf. Im Juli 1944 wurden G. Schumann und K. Kresse verhaftet und schwer gefoltert. Georg Schumann, Otto Engert und Kurt Kresse wurden am 11. Januar 1945 in Dresden hingerichtet. Am 12. Januar ermordeten die Faschisten weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe. Die Urnen der Toten wurden nach dem Krieg auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.

Wir möchten, dass die Erinnerung an den mutigen Kampf gegen Hetze, Gewalt und Mord in einer barbarischen Zeit erhalten bleibt und allen eine Mahnung ist. Darum „Lassen wir über die Geschichte kein Gras wachsen“ und reinigen die Grabstätten regelmäßig.

Diesmal haben wir vor Unkraut auf der Mittel- und den Seitenachsen zu beseitigen. Wir bitten euch um eure Unterstützung. Am 7. August werden wir deshalb um 17 Uhr auf dem Friedhof eine Putzaktion durchführen. Bringt bitte deshalb kleine Gartengeräte mit wie Fugenkratzer und Gartenscheren.

Mit antifaschistischem Gruß

VVN-BdA Leipzig e. V.

UNTRAGBARE ÄUSSERUNGEN DES AMTIERENDEN GESCHÄFTSFÜHRERS DER STIFTUNG SÄCHSISCHE GEDENKSTÄTTEN MÜSSEN KONSEQUENZEN HABEN

Wir als VVN-BdA Leipzig e. V. und Mitglied der sLAG schließen uns vollumfänglich dem Statement an, und möchten es Euch nicht vorenthalten:

Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, äußerte sich jüngst auf seinem privaten Twitter-Account zu tagesaktuellen Geschehnissen in einer Weise, die dieses Amtes nicht angemessen ist. In einem Tweet vom 29. Juni 2020 rückte Reiprich die Randale in Stuttgart in die Nähe der antisemitischen Novemberpogrome von 1938, in dem er die Ausschreitungen als „Bundeskristallnacht“ bezeichnete. Am Tag darauf verbreitete er die rassistische Behauptung, dass Weiße in Europa bald einer Minderheit angehören würden. Bereits in der Vergangenheit ist Reiprich mit Tweets ähnlicher Stoßrichtung negativ aufgefallen. Uwe Hirschfeld, Sprecher der sLAG und Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, macht deutlich: „Diese Äußerungen sind untragbar. Der Vergleich der Stuttgarter Ausschreitungen mit den staatlich organisierten und gelenkten Novemberpogromen, bei denen 800 Jüdinnen und Juden starben, 30.000 in Konzentrationslager gesperrt und über 1.400 Synagogen, Wohnungen und jüdischen Friedhöfe zerstört wurden, ist in hohem Maße geschichtsvergessen und relativiert die Verbrechen des NS-Regimes. Als Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist es die Aufgabe von Herrn Reiprich, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten. Jemand, der nicht nur mit fragwürdigen Vergleichen argumentiert, sondern durch das Verbreiten rassistischer Versatzstücke von einer künftigen angeblichen „weißen Minderheit“ rechte Diskurse stärkt, ist dieses Amtes nicht würdig.“ Josephine Ulbricht, Sprecherin der sLAG und Mitarbeiterin der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig erklärt dazu: „Die Äußerungen des Geschäftsführers der Stiftung Sächsische Gedenkstätten sind ein Affront gegenüber allen, die sich tagtäglich mit ihrer Arbeit in Gedenkstätten und in der historisch-politischen Bildung – sei es beruflich oder ehrenamtlich – gegen Rassismus, Antisemitismus und für demokratische Werte einsetzen. Er beschädigt damit das Ansehen der Stiftung und der Gedenkstätten in Sachsen. Den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ihren Nachfahren, die uns in unseren Einrichtungen besuchen, sind solche beschämenden Aussagen nicht zu vermitteln.“ Angesichts wiederholter Entgleisungen fordern die sLAG, das FORUM der Landesarbeitsgemeinschaften,der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen in Deutschland sowie die AG der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland die Gremien der Stiftung Sächsische Gedenkstätten sowie die politisch zuständigen Entscheidungsträger*innen zu einer erklärenden Stellungnahme und zu personellen Konsequenzen auf.

Daniela Schmohl, Josephine Ulbricht, Uwe Hirschfeld
Sprecher*innen
sLAG – sächsische Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus

Dr. Rainer Stommer, Dr. Harald Schmid, Kirsten John-Stucke, Andreas Ehresmann
Sprecher*innen
FORUM der Landesarbeitsgemeinschaften, der Gedenkstätten, Erinnerungsorte und -initiativen in Deutschland

Dr. Jens-Christian Wagner
Sprecher
AG der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland

In tiefer Trauer nehmen auch wir Abschied

Ehrenvorsitzender der VVN-BdA Heinrich Fink im Alter von 85 Jahren verstorben

Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Ehrenvorsitzenden Heinrich Fink.

Er wirkte von November 2003 bis Mai 2014 als Vorsitzender der aus West und Ost zusammengeschlossenen antifaschistischen Verbände – und war auf beiden Seiten hoch geschätzt.

Heinrich Fink vereinigt in seiner persönlichen und beruflichen Biographie zentrale Zäsuren der deutschen Geschichte. Geboren 1935 in einer deutschen Siedlung in der Sowjetunion wurde seine Familie von den Nazis „heim ins Reich“ geholt und zuerst im okkupierten Polen angesiedelt, das Kriegsende erlebte er in Brandenburg. Als Kind einer Bauernfamilie nutzte er die Möglichkeiten, die die DDR bot, und studierte von 1954 bis 1960 Theologie an der Humboldt-Universität (HUB). Im Blick auf die „Frontstadt Berlin“ entschied er sich bewusst für die DDR.

Er promovierte 1966 und habilitierte sich 1978 an der HUB mit dem ausgewiesen, antifaschistischen Thema „Karl Barth und die Bewegung Freies Deutschland in der Schweiz“, was nicht bei allen professoralen Kollegen gut ankam. Er war jedoch in der Lage, in beharrlichen Gesprächen und überzeugender Offenheit seine Kritiker zu gewinnen. So wurde er 1980 zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt. Gleichzeitig mit seiner Ernennung zum Professor für Praktische Theologie wurde er auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. In beiden Funktionen hatte er vielfältige Kontakte ins Ausland, wobei er die DDR stets als seinen Staat ansah ohne Mitglied der SED oder einer anderen Blockpartei zu sein.

Das politische Ende der DDR im Herbst 1989 begleitete er als Engagierter, der für eine bessere DDR stritt. Bei einem Einsatz der Volkspolizei gegen Demonstranten vor der Berliner Gethsemane-Kirche wurde er im Oktober 1989 verletzt, im Dezember 1989 leitete er den „Runden Tisch“ an der Humboldt-Universität. Im April 1990 wurde er in freier Wahl mit 341 zu 79 Stimmen zum Rektor der HU gewählt.

Eine solche Richtungsentscheidung widersprach den Vorstellungen der „Abwickler der DDR“. Mit dem Vorwurf, inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Staatssicherheit gewesen zu sein, wurde Fink 1991 fristlos entlassen. Obwohl weder die Gauck-Behörde, noch die im Prozess angerufenen Instanzen gerichtsfeste Beweise vorlegen konnten, kämpfte Heinrich Fink sieben Jahre lang vergebens gegen diese Verleumdungen. Noch 2013 wurde sie im bayerischen Verfassungsschutzbericht wiederholt, wogegen Hinrich Fink ebenfalls klagte.

Allen Anfeindungen und Hasskampagnen zum Trotz blieb er gesellschaftlich engagiert. Von 1998 bis 2001 wurde er als parteiloser Direktkandidat für die PDS in den Bundestag gewählt, wo er vor allem die Interessen der ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger, die antifaschistische Kultur, die Gedenkarbeit und die Freiheit der Wissenschaft thematisierte.

Ab 2003 lag sein Schwerpunkt auf seiner Arbeit als Bundesvorsitzender der VVN-BdA. Es war für ihn selbstverständlich, dass die unterschiedlichen biographischen Perspektiven und politischen Zugänge zur antifaschistischen Arbeit in unserer Tätigkeit angemessen berücksichtigt werden müssen. Zugleich eröffnete er uns durch seine vielfältigen gesellschaftlichen Kontakte neue Wirkungsmöglichkeiten.

Darüber hinaus setzte sich für weitere humanistische und antirassistische Themen und Projekte ein. Für dieses Engagement erhielt er im Dezember 2013 den „Menschenrechtspreis“ der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V.“

Mit dem Tod von Prof. Dr. Heinrich Fink verliert die VVN-BdA eine der Persönlichkeiten, die die antifaschistische Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten mit prägten.

Bundessprecherkreis der VVN-BdA

 Literarischer Übersetzungswettbewerb “Erinnerung an die Leningrader Blockade”

🎯 Literarischer Übersetzungswettbewerb “Erinnerung an die Blockade”

Am 16. Mai 2020 wäre die sowjetische Dichterin Olga Bergholz, die “Muse des belagerten Leningrad”, 110 Jahre alt geworden. In der Blockadezeit arbeitete Bergholz beim Leningrader Rundfunk. Ihre Gedichte und ihre Stimme gaben den Bewohnern der belagerten Stadt Kraft und die Hoffnung auf einen baldigen Sieg.

Anlässlich dieses wichtigen Datums ruft das Projektteam der Humanitären Geste den literarischen Übersetzungswettbewerb “Erinnerung an die Blockade” ins Leben. Wir rufen alle Interessierten dazu auf, eines der folgenden Gedichte ins Deutsche zu übersetzen:

1) “Die Blockadeschwalbe” von O. Bergholz
2) “Alles wird” von J. Wetschtomowa
3) “Den Leningrader Kindern” von K. Tschukowski

❗️Den vollständigen Text der Gedichte findet ihr in den Wettbewerbsbestimmungen auf https://drb-ja.com/wp-content/uploads/2020/04/bestimmungen-zum-übersetzungswettbewerb-erinnerung-an-die-blockade.pdf.

✉️ Schickt eure fertigen Übersetzungen als PDF-Datei an ekultur@drb-ja.com.

🎁 Die besten Übersetzer*innen werden mit Preisen belohnt, ihre Arbeiten werden auf unserer Projektwebsite https://drb-ja.com/ und in unseren sozialen Netzwerken veröffentlicht. Zusätzlich erhalten Gewinner*innen aus Deutschland die Möglichkeit, an einem Programm der #humgeste in Sankt Petersburg teilzunehmen (vorbehaltlich einer Stabilisierung der Corona-Krise).

📆 Einsendeschluss ist der 28. Mai 2020.

☝️ Weitere Infos findet ihr auf https://drb-ja.com/literarischer-uebersetzungswettbewerb-erinnerung-an-die-blockade/.